[1] Sexuelle Selektion - [2] Fishers 'Runaway Selection' - [3] Handicap"-Merkmal, Qualitätsmerkmal oder Sinn für Schönheit? - [4] Werden schlicht auffällige Merkmale bevozugt? Die "Sensory Bias"-Theorie
Weibliche Partnerwahlpräferenzen können sich evolutionsgeschichtlich entwickelt haben,
da durch die bevorzugte Auswahl von Männchen mit präferierten Merkmalen auch die hieran
gekoppelte weibliche Präferenz (für diese Merkmale) ebenfalls erfolgreich weitervererbt
wird ("Runaway selection") oder da die weibliche Auswahl ansich
einen (in)direkten Nutzen für das auswählende Weibchen und ihre Nachkommen hat
("Good genes"-Theorie). Seit den 80er Jahren existiert jedoch noch
eine weitere Theorie, die auf sehr einfache Weise die Ursache für die weiblche Präferenz
erklären würde:
Die "Sensory Bias"-Theorie
Die "Sensory explolitation" bzw. "Sensory bias"- Theorie sieht die Ursache
der weiblichen Bevorzugung bestimmter männlicher Merkmale bei der Partnerwahl in der Attraktion
auffälliger Merkmalsausprägungen (Farbe, Größe, akkustische Signale usw.) auf das
weibliche Sinnessystem begründet. So werden z.B. lange, hell-leuchtende Gefieder von den Vogel-Weibchen
aufgrund ihrer Auffälligkeit eher wahrgenommen und deshalb präferiert. So verringern sich auch
die weiblichen Investitionskosten bei der Suche eines Partners, was wiederum förderlich für den
Fortpflanzungserfolg ist. So sind männliche Glühwürmchen, die nachts hell leuchten, schneller
ausfindig zu machen.
Das Auswahlverhalten, das sich auf die Bevorzugung auffälliger Merkmale bezieht, wird von
Generation zu Generation erfolgreich weitervererbt, wenn das präferierte Merkmal entweder
einen genetischen Vorteil besitzt ("Good genes"-Theorie) oder
wenn es den Fortpflantnzungserfolg der eigenen männlichen Nachkommen wiederum erhöht
("Sex sons"-Hypothese nach
Fisher).
Es existieren verschiedene Begriffe und Variationen dieser Theorie:
sensory traps (West-Eberhard 1979),
sensory exploitation (Ryan 1990, Basolo 1990),
sensory drive oder sensory bias (Endler 1992).
Der Ansatz Endlers unterscheidet sich von den anderen, indem von einer Ko-Evolution zwischen den
biophysischen Umweltbedingungen, der Neurobiologie und den genetischen Anlagen ausgeht.
Bibliographie:
Endler, J. A. (1992) Signals, signal conditions, and the direction of evolution. American Naturalist 139 (Supplement): s125-s153.
Ryan, M. J. (1990) Sensory systems, sexual selection, and sensory exploitation. Oxford Surveys in Evolutionary Biology 7, 157-195.
West-Eberhard, M.J. 1979. Sexual selection, social competition and evolution. Proc Am Philosoph Soc 123:222-234.
Endler , J. A., und Basolo, A. L.
(1998) Sensory ecology, receiver biases and sexual selection. Trends in Ecology and Evolution 13, 415-420.
(als Pdf)
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