[1] Sexuelle Selektion - [2] Fishers 'Runaway Selection' - [3] Handicap"-Merkmal, Qualitätsmerkmal oder Sinn für Schönheit? - [4] Werden schlicht auffällige Merkmale bevozugt? Die "Sensory Bias"-Theorie
Der Begriff sexuelle Selektion geht auf Charles Darwin
zurück. Darwin setzte seinem Prinzip der natürlichen Auslese (natural selection) die sexuelle Auslese
(sexual selection) ergänzend entgegen, um die Ausprägung auffälliger sekundärer Geschlechtsmerkmale
im Tierreich (wie z.B. das prächtige Gefieder des Pfaus), die dem Prinzip des "survival of the fittest" offensichtlich widersprachen, zu erklären.
In seiner Monographie "The
Descent of Man, and Selection in Relation to Sex" von 1871 legte er seine Theorie dar
und beschrieb die Mechanismen der postulierten "sexuellen Selektion" wie folgt:
"Sexual selection
depends on the success of certain individuals over others of the same sex, in relation to the
propagation of the species; whilst natural selection depends on the success of both sexes, at
all ages, in relation to the general conditions of life. The sexual struggle is of two kinds;
in the one it is between individuals of the same sex, generally the males, in order to drive
away or kill their rivals, the females remaining passive; whilst in the other, the struggle is
likewise between the individuals of the same sex, in order to excite or charm those of the
opposite sex, generally the females, which no longer remain passive, but select the more agreeable
partners" (Darwin 1871: XXI, 398).
Laut Darwin gibt es also "male-male competition"
(Konkurrenz zwischen den Männchen) und "female choice" (weibliche Zuchtwahl
bzw. Partnerwahl). Als female choice bezeichnet man
die These Darwins, daß in der Natur in erster Linie die Weibchen die Männchen nach deren
Qualitäten auswählen. Männchen, die Eigenschaften besitzen, welche von den Weibchen
als schön erachtet und deshalb von ihnen ausgewählt werden, haben somit einen höheren
Partnerwahl- und folglich auch Fortpflanzungserfolg. Als typisches Beispiel wird gerne die Ausbildung
der Federschleppe des männlichen Pfaus genannt.
Im allgemeinen gibt es zwei Arten von sexueller Selektion. Hierbei unterscheidet man
zwischen intra- und intersexueller Selektion. Intrasexuelle Selektion bezeichnet das Konkurrieren
von Mitgliedern des gleichen Geschlechtes um den Erfolg bei einem gegengeschlechtlichen Partner
zum Zwecke der Fortpflanzung. Intersexuelle Selektion hingegen umschreibt die Auswahlkriterien und
Präferenzen von Mitgliedern des einen Geschlechts für bestimmte Merkmale und Eigenschaften des
anderen Geschlechts bei der Partnerwahl. Die intersexuelle Selektion ist die Basis für female
choice. Sie führt zu intrasexueller Konkurrenz (competition) unter den Männchen. (Sie buhlen
um die Gunst der Weibchen.) Intrasexuelle Selektion gibt es aber nicht nur bei den Männchen,
sondern auch unter den Weibchen (wenn auch Darwin sich betont auf das männliche Konkurrenzverhalten
bezieht).
Laut Trivers (1972) ist in
der Regel das Geschlecht, welches weniger in die Nachkommen "investiert", stärker der
intrasexuellen Selektion unterworfen, während jenes, welches mehr "investiert", diskriminierender
bei der Partnerwahl sei. Somit ist nach Trivers das höhere weibliche Elterninvestment die
Hauptursache für female choice. Bestätigung hierfür findet sich in Untersuchungen von
Seepferdchen (Hippocampus) und Seenadeln (Doryrhamphus); bei ihnen tragen die Männchen die
Jungen aus.
Bibliographie:
Trivers, R. L. (1972) Parental investment and sexual selection.
In B. Campbell (Hrsg.), Sexual selection and the descent of man, 1871-1971.
Chicago: Aldine Press, 136-179.
—== Fishers 'Runaway Selection' ==—