Jean-Baptiste de Lamarck

Jean-Baptiste Pierre Antoine de Monet, Chevalier de Lamarck, wurde 1744 im Dorf Bazentin-le-Petit, Picardie (Nordfrankreich), als jungstes von 11 Kindern eines verarmten Adligen geboren. Er besuchte eine Jesuitenschule in Amiens und tritt mit dem Tod seines Vaters 1761 in den Militärdienst ein. Er beweist in der Schlacht seine Tapferkeit und wird zum Offizier befördert. Durch einen Unfall in Friedenszeiten 5 Jahre später muß er verletzungsbedingt den Militätdienst quitteren. Nach einer Lehre als Bankkaufmann studiert er 1766-1771 Medizin und Naturwissenschaften in Paris. Er wendet sich besonders der Botanik zu. In seinem ersten wichtigen Werk, der dreibändigen "Flore Française" von 1778, das unter der Mithilfe seines Lehrers Buffon entstand, entwickelte er ein neues System für die zuverlässige Bestimmung von Pflanzen mit einem Bestimmungsschlüssel. 1779 wird Lamarck in die Akademie der Wissenschaften berufen und erhält 1781 den Auftrag zur Besichtigung ausländischer Gärten und Museen. 1788 wurde er Professor für Botanik und nach der Reorganisation des 'Jardin des Plantes' in das 'Muséum d'histoire naturelle' 1793 Professor für Insekten und Würmer (Lamarck prägte den Begriff "invertèbres"). Lamarck publizierte die darauffolgenden Jahre nicht nur über wirbellose Tiere und Paläontologie, sondern auch über Physik und Meteorologie. Er war viermal verheiratet und verwitwet und begann nach 1812 zu erblinden. Er starb vergleichsweise arm 1829 in Paris.


Lamarck kam aufgrund von Fossilienuntersuchungen zu der Erkenntnis, daß sich viele Lebewesen im Laufe der Erdgeschichte verändert hatten. Er gewann die Überzeugung, daß sich neue Arten aus bestehenden entwickeln. Dieser Vorgang geschehe nicht nur passiv, wie es z.B. sein Kollege Geoffroy Saint-Hilaire vertrat, sondern aktiv. In seiner 1809 erschienenen "Philosophie zoologique" begründete Lamarck mit seiner 'Deszendenztheorie' seine Evolutionslehre. Er war der Ansicht, daß ein kontinuierlicher Artenwandel, beeinflußt durch die Veränderungen der Umwelt, bestehe. Dieser wirke sich auf den (Nicht-)Gebrauch von Organen aus. Organe, die häufig gebraucht werden, entwickeln sich stärker, wenig gebrauchte verkümmern und und bilden sich während der Lebenszeit zurück. Die erworbenen Eigenschaften werden an die nächste Generation weitervererbt. Heute spricht man entsprechend von Lamarckismus.
Lamarck erhielt seitens seiner Kollegen und seines Lehrer Buffon nie besondere Anerkennung für seine Theorien. Insbesondere der erfolgreiche Cuvier unterminierte seine Theorien heftigt. Dennoch ist heute Lamarcks wertvoller Beitrag für die biologische Klassifikation unbestritten. Er war auch der Erste, der den Begriff Biologie benutzte. Seine 'Deszendenztheorie' wurde erst durch Gregor Mendels Erbregeln und die Entdeckung des Hardy-Weinberg-Gesetzes widerlegt.
Weitere Hauptwerke waren: "Système des animaux sans vertèbres" (1801), "Annuaire Météorologique" (1800-1810), "Histoire naturelle des Animaux sans vertèbres" (1815 u. 1822).

(A. Pashos)