Gregor Johann Mendel

Der Augustinermönch Gregorius wurde 1822 als Johann Mendel in Heizendorf (nordöstliches Mähren, Habsburg) geboren. Seine Eltern waren Kleinbauern und konnten seine Ausbildung kaum finanzieren. Mendel hielt sich nebenbei als Privatlehrer über Wasser, als er sich mit 18 Jahren an der Universität Olmütz unter schwierigen finanziellen Bedingungen immatrikulierte. 1843, nachdem er drei Jahre in Olmütz war, erkannte er, daß er seiner Familie keine weiteren finanziellen Belastungen mehr zumuten konnte und trat in das Augustinerkloster St. Thomas in Altbrünn ein. Hier fand er auch alle Voraussetzungen für geistige Weiterbildung. Denn der damalige Abt des Klosters war ein universell gebildeter Mann und hatte das Kloster zu einem kulturellen Mittelpunkt Mährens gemacht. Viele Patres waren wissenschaftlich, künstlerisch und pädagogisch tätig. 1845 begann Gregorius in Brünn ein dreijähriges Theologiestudium und wurde zum Priester geweiht. Er arbeitete fortan als Hilfslehrer (Supplent), bestand aber trotz seiner sehr gelobten Leistungen nie die staatliche Lehrprüfung. Von 1851 bis 1853 bekam er die Gelegenheit in Wien Naturwissenschaften zu studieren. 1854 zurück in Brünn lehrte er 14 Jahre lang als Supplent an einer Oberrealschule Physik und Naturgeschichte. Nebenbei beschäftigte er sich mit seinen berühnmten Kreuzungsexperimente im Klostergarten des Augustinerstiftes. Als Pater Gregorius 1868 zum Prälaten (Abt) des Klosters in Brünn gewählt wird, muß er seine Lehr- und Forschungstätigkeit aufgeben. Er starb 1884 bereits früh im Alter von 62 Jahren in Brünn.


Als Gregor Mendel die Ergebnisse seiner Erbsenversuche 1865 auf zwei Vorträgen mit dem Titel "Versuche über Pflanzen-Hybriden" beim Naturforschenden Verein in Brünn der Öffentlichkeit vorstellte, erhielt er dafür kaum Beachtung. Auch nach der Veröffentlichung in den Abhandlungen des Vereins, die Mendel in Sonderdrucken an ihm bekannte Fachleute verschickte, erhielt er seitens der führenden Wissenschaftler kaum Verständnis und Resonanz für seine Arbeit. Erst im Jahre 1900, 16 Jahre nach seinem Tod, bestätigten verschiedene Biologen (Tschermak, Correns, Barenson und de Vries) unabhängig voneinander die bahnbrechenden Ergebnisse Mendels. Mendel kreuzte in seinen Experimenten gut voneinander unterscheidbare Varianten der Gartenerbse (Pisum sativum) und stieß hierbei auf statistische Regelmäßigkeiten in den Phänotypen. Niemand realisierte damals, daß die von Mendel entdeckten Vererbungsregeln ein universelles Prinzip wiedergaben, ohne daß Gene als Träger der Erbinformation bereits bekannt waren. Mendels Interpretationen waren seiner Zeit voraus. Heute werden sie als die "Mendelschen Gesetze" bezeichnet.
Neben seinen Experimente, die er vier Jahre lang an Erbsenhybriden durchführte, widmete sich Gregor Mendel auch intensiv dem Garten- und Obstbau. Er kreuzte und züchtete aber nicht nur Pflanzen, sondern auch Bienen, und betrieb zudem meteorologische Forschung. Seine neuen Aufgaben als Abt ließen ihm ab dato weniger Zeit für seine wissenschaftliche Forschungarbeit. Er widmete sich aber weiterhin auf zahlreichen Auslandsreisen nach England, Deutschland und Italien der Botanik und Bienenkunde.
Hauptwerk: "Versuche über Pflanzen-Hybriden" Verhandlungen des naturforschenden Vereines, Abhandlungen, Brünn 4, pp. 3-47 (1866).

(A. Pashos)